Die Anschläge vom 13. November hinterlassen viele Pariser verzweifelt und ratlos. Zu verstehen, warum diese Tragödie passierte, ist ein wichtiger Bestandteil davon sie zu verarbeiten. Nach wie vor versucht die Welt, sich aus den wenigen Informationen, die momentan zur Verfügung stehen, ein Bild zusammenzusetzen.
Darum überrascht es auch kaum, das Falschmeldungen bereits im Vorfeld der Berichterstattung in den sozialen Medien kursierten. So wurde zum Beispiel auf Twitter das Bild des brennenden „Jungle“ Flüchtlingscamps in Calais mit der Behauptung geteilt, wütende Brandstifter hätten womöglich die Zelte angezündet. In Artikeln war die Rede von spontanen Vergeltungsmaßnahmen. Die tatsächliche Ursache bestand allerdings in einer Gasexplosion, durch die nahestehende Unterkünfte Feuer fingen.
Auch Mitarbeiter des italienischen Nachrichtensender Sky TG24 verbreiteten falsche Informationen. Diese teilten auf Twitter eine Mitteilung der pro-ISIS eingestellten Khilafah News, welche ein Bild enthielt, das einen der Attentäter von Paris zeigen sollte. Die spanische Zeitschrift La Razón druckte daraufhin das Foto auf ihre Titelseite.
Nur zeigte die Aufnahme eines bärtigen Mannes mit Sprengstoffgürtel keineswegs ein dem islamischen Staat nahestehendes Mitglied, sondern ein digital bearbeitetes Foto des freiberuflichen Journalisten Veerender Jubbal. Dieser geriet bereits in der Vergangenheit in den Fokus von Kritikern, als er mit kontroversen Aussagen bezüglich Rassismus und Sexismus auffiel. Internettrolle einer dritten Partei fertigten daraufhin das Bild an und teilten es in sozialen Netzwerken. Dort wurde es dann von Nachrichtenseiten aufgegriffen und ohne weiteres Nachprüfen hunderte Male geteilt bis Jubbal selbst aufklären musste, dass es sich nur um die veränderte Version eines seiner Bilder handelte.
Bis jetzt ist unklar, wer das bearbeitete Foto, welches bereits seit August im Internet zirkuliert, Khilafah News zukommen ließ. #GamerGate Gegner Arthur Chu behauptet in einem Artikel auf Daily Beast, Jubbal hätte den Zorn von Videospielern auf sich gezogen, als dieser sich kritisch zur Darstellung von Minderheiten in Unterhaltungsmedien äußerte. Als Rache hätte man daraufhin versucht, mit dem Bild seinem Ruf zu schaden. Und Buzzfeed beschuldigte sogar ganz direkt die Befürworter von #GamerGate.
Ob die Urheber des Bildes tatsächlich #GamerGate Unterstützer sind, ist allerdings mehr als fraglich. Ihre Kommentare beweisen jedenfalls etwas ganz Anderes. Wahrscheinlich ist hier, dass mithilfe der Medien zwei Parteien mit verschiedenen Ansichten gegeneinander ausgespielt wurden.
Schon im April täuschten Unbekannte erfolgreich die Mitarbeiter des Medienportals Buzzfeed. Damals schrieben sie, dass rassistische Gamer auf Twitter unter dem Hashtag #baltimorelootcrew als afroamerikanische Plünderer posierten, welche mit erbeuteten Gegenständen angaben, um zu provozieren. Die Gruppierung gab es jedoch nicht und der Artikel wurde mit einem Disclaimer versehen.
Auch im Falle Veerender Jubbals hatte man auf der Jagd nach Schlagzeilen vergessen, die Fakten zu überprüfen und diese Hexenjagd dadurch erst möglich gemacht. Den Titel des Buzzfeed-Artikels hat man im Nachhinein noch schnell geändert. Ein weiteres Indiz dafür, dass man hier vorschnell handelte.