Ein Gespräch mit der Spielentwicklerin Maya Posch

Maya Posch war am 30. August 2015 Gast im deutschen #GamerGate-Livestream, das folgende Gespräch ist ein Ausschnitt daraus. Neben ihrem Job als Programmiererin führt sie mit einem Freund zusammen das Enwicklungsstudio Nyanko, beherrscht Unmengen von Programmiersprachen und hat ein unübersehbares Faible für asiatische Kultur. Da Maya zwar Niederländisch, Englisch und Japanisch spricht (und außerdem Mandarin und Koreanisch lernt), Deutsch aber nicht ihre Muttersprache ist, habe ich ihre Antworten zugunsten der Lesbarkeit bearbeitet, dieses Video enthält das vollständige, unbearbeitete Gespräch.

gamergateblog.de dankt Maya Posch und den Organisatoren des Streams für die Zusammenarbeit.

 

Hallo Maya, stell dich doch einfach mal kurz vor.

Ich arbeite als Softwareentwicklerin, aber ich habe auch mein eigenes Games-Studio, und entwickle dort zusammen mit einem Freund Spiele.

Für mich hat GamerGate im letzten Jahr angefangen, ich habe gesehen, das es da um eine Frau geht und das gesagt wird: „Ha, du hast da etwas falsch gemacht“. Aber eigentlich hat das mit Anita Sarkeesian und ihrer Video-Serie angefangen, in der behauptet wird, alle Spiele seien 100% Sexismus und alle Frauen seien Opfer. Und auch ich als „female gamer“ sollte mich am besten als Opfer darstellen. Das hat mich sehr genervt und so habe ich im letzten Jahr zum ersten Mal den Hashtag #NotYourShield benutzt. Das musste sein.

Da ist dir der Kragen geplatzt.

Es ist einfach so: Ich bin kein Opfer. Auch nicht, wenn Sarkeesian das sagt. Dann bin ich immer noch kein Opfer. Ich will auch kein Opfer von Sarkeesian sein. Ganz einfach: Nein, das klappt nicht, so ist das alles nicht. Ich bin jetzt schon seit den neunziger Jahren ein Gamer und ich habe immer viel Spaß damit gehabt. Welcher Sexismus? Ich sehe keinen, das ist verrückt, ich bin #NotYourShield.

Kannst du mir drei Spiele nennen, die dir besonders gut gefallen?

Natürlich die meisten der Zelda-Games, Ocarina of Time, Majora’s Mask, Twilight Princess.

Damit hast du schon mehr genannt als Anita Sarkeesian bei Colbert. Ich habe auf deinem Blog gelesen, das du schon viel durchgemacht hast, trotzdem hat dich das nicht davon abgehalten, zum Beispiel C++-Entwicklerin zu sein und zig Programmiersprachen zu lernen, du programmierst Android-Apps mit denen man japanisch lernen kann, du schreibst auf mehreren Blogs zu Themen wie Programmieren, aber auch Wissenschaft, zum Beispiel über künstliche Intelligenz. Du bist jemand, der sein Wissen auch nach außen trägt – bist du auch jemand, der immer Beschäftigung braucht, etwas das den Geist anregt?

Ja, Langeweile, das geht nicht, das darf nicht sein.

Quelle: Twitter

Quelle: Twitter

Und wie denkst du über Leute, die dann sagen: “ Du bist doch Teil einer Minderheit, warum fühlst du dich nicht als Opfer, wir wollen dir doch nur helfen“?

Ich finde das komisch. Ich habe mir eigentlich immer selbst geholfen. Wenn ich etwas interessant finde, dann ist das Motto: „Einfach lernen“, ich habe mir Vieles selbst beigebracht. Wenn ich denke, ich könnte etwas besser machen, mache ich es einfach besser. Ich glaube nicht an die Opferrolle, ich glaube nicht, das es sinnvoll ist, das Opfer zu spielen. Aber das ist, was die Leute von mir erwarten, auch die Social-Justice-Warriors auf Twitter, es ist einfach unglaublich.

Was glaubst du ist das größte Problem bei diesen SJWs?

Ich glaube sie sind- wie sagt man – Kontrollfreaks. Sie haben ein festes Bild von der Realität und wenn jemand etwas sagt oder etwas macht, das nicht damit übereinstimmt, dann ist das als ob man gegen ein Dogma verstößt. Eigentlich ist es wie eine Religion. Diese Leute müssen einfach an ihre Version der Realität glauben, das sieht man auch bei Sarkeesian. Es gibt dann Männer, die glauben, Anita Sarkeesian habe recht, alle Frauen seien Opfer und in der Gaming-Community gebe es „toxische Maskulinität“. Und auch alle Frauen, die sich für Spiele interessieren sind Opfer, denn die Community ist natürlich rein männlich. Was mich auch nervt, ist die Tatsache, dass die Medien so tun als wäre die Ethikfrage etwas neues. Schon in den Neunziger Jahren gab es auf Seiten wie IGN Korruption, Korruption, Korruption.  Das war schon immer so.

We are not Jack Thompson

Das denke ich auch, nur das dieses Problem mit #GamerGate auf einmal  gleichzeitig von viele Leuten wahrgenommen wurde.

Es gab immer Kontroversen um Games. In den Achtzigern war es der „Satanismus“ in Dungeons & Dragons, in den Neunzigern war es die These, Spiele verursachten Gewalt, vertreten von Leuten wie Jack Thompson, und heute haben wir Anita Sarkeesian, die eigentlich der neue Jack Thompson ist.

Ja, aber die ist unantastbar, weil sie eine Frau ist.

Ja, das ist auch der Unterschied zu den vorhergehenden Diskussionen: Feminismus. Wenn man sich zum Beispiel Zoe Quinn ansieht, wenn man über jemanden schreibt, zu dem man eine Beziehung hat sollte man das offenlegen, klar machen, dass man nicht unhabhängig ist. Wenn man dann nach der Ethik fragt heißt es: Sexismus. Weil sie eine Frau ist. Man kann nichts dagegen sagen. Auch wenn man als Frau, als „female gamer“,  Sarkeesian kritisiert dann kommen gleich Social-Justice-Warriors – immer Männer – und sagen: „Das kannst du nicht sagen, das kannst du nicht machen, es ist einfach so. Sarkeesian hat recht“.

Ich habe auch ganz stark den Eindruck das Feminismus und gerade auch Sexismus in der #GamerGate-Debatte genutzt werden, um Kritik zu vermeiden.

Ich habe diesen Eindruck auch. Wenn jemand „Sexismus“ sagt, erwarten die Leute, das damit die Diskussion beendet ist. Wenn jemand sagt „Das ist Sexismus“, dann ist es vorbei, das glauben die wirklich. Es ist ein bisschen wie bei „Rassismus“. Wenn das jemand sagt…

Schublade zu, fertig!

Ja, genau, das glauben die. Daher kommt auch diese komische Idee von „Internalized Misogyny“: Frauen die nicht gegen #GamerGate sind, haben dann diesen „Internalisierten Frauenhass“, die hassen Frauen, die haben Probleme und darum stimmen deren Ideen nicht mit Sarkeesians Ideen überein. So etwas kann man gerne behaupten, aber ich glaube nicht, das es stimmt.

Eigentlich ist es wie eine Religion

Ja, es ist schon interessant, wie schnell die angeblich wahnsinnig „Progressiven“ dabei sind, eine Frau mundtot zu machen, nur weil sie die „falsche“Meinung vertritt.

Ja, das habe ich auch viele Male auf Twitter gesagt: Ich finde es komisch, die Gamergater, die Leute die #GamerGate unterstützen, sind immer so nett. Mit denen kann man diskutieren, die sagen einem nicht: „So ist es und nicht anders“, man kann auch eine andere Meinung haben, das ist auch OK. Mit den Anti-GamerGate-Leuten geht das einfach nicht. Man muss als Frau einfach ein komplettes Opfer sein, das geht nicht anders, wie gesagt, eigentlich ist es wie eine Religion. Ich hatte letzte Woche auch Kontakt mit Ernest W. Adams, dem Gründer der IGDA [International Game Developers Association], der hat mich auf Twitter geblockt und gesagt, ich wäre eine „Sockenpuppe“. Damit wollte er sagen, das hinter meinem Twitter-Account keine echte Person steht, das meine Aussagen eigentlich nicht „echt“ sind, das sie nicht meine Meinung wiedergeben. Das ist schon komisch. Das ist wirklich meine Meinung und ich bin wirklich eine Frau – glaube ich, steht auch so in meinem Reisepass. Solche Menschen wollein einfach nicht glauben, das ich als Frau kein Opfer sein muss. Wenn ich dann sage: „Ich bin kein Opfer und ich will auch kein Opfer sein“, dann sind sie sehr genervt und blocken mich auf Twitter.

Quelle: Twitter

Quelle: Twitter