Gastbeitrag

Der folgende Beitrag stammt von einer Bloggerin, die unter dem Pseudonym Transye West schreibt und wird hier mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.

Liebe Gegner von GamerGate, ich bin #NichtEureMunition

Ich bin Mann-zu-Frau Transgender und wie viele von uns unterstütze ich GamerGate. Ich glaube daran, dass Meinungsfreiheit wichtiger als alles andere ist und würde das Recht auf Genderübergang und rechtliche Anerkennung meines neuen Geschlechts aufgeben, um dieses universelle Menschenrecht zu schützen. Ich glaube dran, das andere mich beleidigen dürfen und das ich sie beleidigen darf ohne Angst vor einer Einmischung der Behörden haben zu müssen und das „Cybergewalt“, wie sie von Anti-GamerGate beschrieben wird, nicht existiert. Ich glaube fest daran das Meinungen, unabhängig vom Medium, in dem sie ausgedrückt werden, nie unter Strafe gestellt werden sollten – solange sie keinen physischen Schaden für Andere verursachen.

Ich bin jetzt seit sechs oder sieben Monaten an GamerGate beteiligt und habe sowohl unter den Gegnern als auch den Befürwortern von GamerGate unglaubliche Freunde gefunden und würde keinen von ihnen verändern wollen. Obwohl ich heftige Meinungsverschiedenheiten mit Vertretern beider Gruppen hatte, habe ich doch mit den meisten von ihnen eine Verbindung gespürt. Wie auch immer, echte Negativität habe ich nur von einer Gruppe von gleich denkenden Menschen gespürt.

Jene, die mich transphob genannt haben obwohl ich selber Transgender bin, jene die mich als „diejenige, die hilft, Transleute weiter klein zu halten“ bezeichnet haben, sind die Gleichen, die kritisch zu abweichenden Gedanken und freier Meinungsäußerung stehen. Sie sind diejenigen, die einer nicht diskutierbaren Doktrin der sozialen Gerechtigkeit folgen und andere, die offen ihre Meinung sagen mit Doxxing und Swatting bedrohen. Eigentlich hat diese Gruppe großen Respekt vor Transgender-Personen, zwei ihrer lautstärksten Mitglieder sind selbst Transgender, doch dieser Respekt wird nur gezollt, solange man dem Narrativ folgt.

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Durchbrechen Transgender-Personen, z.B. durch die Unterstützung von GamerGate, das Narrativ, ist es auch für sie vorbei mit der Position auf dem Podest. Sie scheuen keine Mühen um uns lächerlich zu machen und uns abzuwerten indem sie unsere Twitterkonnten sperren lassen, weil wir keine unterwürfige Tranny sind oder sie ordnen uns absichtlich dem falschen Geschlecht zu, weil wir nicht die „genehmigte“ Liste an Pronomen benutzen. Dieser Lebensstil, der erscheint als käme er direkt aus „Animal Farm“, lockt Transgender-Personen unter dem Vorwand von Feminismus und Gleichheit an, aber nichts davon ist echt: Wenn eine Transperson auch nur ein kleines bisschen vom Gruppendenken abweicht, ändert sich ihr Kriegsruf auf einmal in: „Nur eine tote TransgenderPerson ist eine gute Transgender-Person“.

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Die meisten Angriffe auf mich beziehen sich auf meinen laxen Umgang mit dem Wort Tranny, das ich regelmäßig benutze, um mich selbst zu beschreiben. Ich habe mich immer auf die gleiche Art und Weise als „Tranny“ bezeichnet, wie Lesben sich selbst „Dykes“ nennen  oder Schwule sich selbst als „queer“ bezeichnen, eine humorvolle und verspielte Art mit einem Begriff umzugehen, der negative Untertöne hat und der von manchem als Schimpfwort gesehen wird. Ich benutze das Wort „Tranny“ nicht aus einem sinnlosen Gefühl der Rückeroberung heraus, sondern weil es mir gut tut und weil es Anderen die Möglichkeit gibt, über den Humor eine Verbindung zu mir herzustellen.  Ich glaube, dass Worte vollkommen abhängig vom Zusammenhang des Satzes sind, in dem sie stehen, vom Sprechenden selbst und das diejenigen, die glauben, man könne Worte zurückerobern einfach nur postulieren, dass ein weißer, heterosexueller, cis-gender Teufel ihr Wörterbuch beherrscht, was eine ziemlich lächerliche Theorie ist.

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Die Website feministing.com hat Tweets von mir in ihrem Artikel zur „Samus Atrans“-Kontroverse als Beweis für Transphobie zitiert. Diese Kontroverse wurde durch Brianna Wu und Ellen McGrody, zwei Transgender-Frauen, ausgelöst, die einen Artikel für die berüchtigte Website themarysue.com geschrieben haben. Der Artikel bezeichnete GamerGate-Unterstützer als „weiße dudebros“ und nannte meine Twitter-Gespräche mit @remmarssa, in denen ich mich erkundigte, warum es an christlichen Rollenvorbildern für Transgender mangelt, „zutiefest transphob“. Ich habe sowohl feministing.com als auch den Autor auf Twitter kritisiert und kurz darauf wurde der Artikel zurückgezogen. Darauf angesprochen informierte mich der Executive Director Jos Truitt, dass der fragliche Artikel zurückgezogen worden sei, weil er eine Transperson, in diesem Fall Brianna Wu, geoutet habe. Wu hat nie öffentlich bestätigt, dass sie eine Transgender-Frau ist.

Mir ist zwar klar, das Tanya Cohen (die Autorin des Artikels) eine Deckidentität des kürzlich verhafteten Internet-Trolls Joshua Goldberg und der Feministing-Artikel damit praktisch gegenstandslos ist, aber trotzdem habe ich ein Problem damit, dass feministing.com den Artikel in dem Glauben publiziert hat, es handele sich um die Warheit, denn auf diese Weise haben sie mich als transphob abgestempelt.

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Die Gegner von GamerGate haben ebenfalls versucht, meine Identität als Transperson in Frage zu stellen, indem sie mich mit dem falschen Geschlecht ansprachen oder mich als „Er, Sie, was auch immer“ bezeichnteten. Als Antwort darauf habe ich die Kopien von Briefen auf Twitter veröffentlicht, welche meinen Status als Kandidatin auf der Warteliste für eine Hormonersatztherapie bestätigen, die ich ab April 2016 in einer NHS-Gender-Klinik erhalten soll. Diese Briefe sind aus dem Januar 2015, zwei bis drei Monate bevor ich überhaupt mit GamerGate-Befürwortern oder Gegnern zu tun hatte. Ich möchte nachdrücklich darauf hinweisen, das mein gewähltes Geschlecht und die dazugehörigen Pronomen in den sechs bis sieben Monaten, in denen ich mit GamerGate zu tun hatte, nie von einem Unterstützer des Hashtags in Frage gestellt oder nicht respektiert worden sind.

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Ich glaube, dass das Recht auf Meinungs- und Redefreiheit alles andere überragt und dass meine eigenen Rechte als Transgender-Person zweitrangig sind. Ich würde das Recht zum Genderübergang, zur rechtsgültigen Änderung meines Namens oder Geschlechts und das Recht auf Heirat aufgeben, um diese Rechte für jede einzelne Person und jedes zur Verfügung stehende Medium zu schützen. Ich akzeptiere zum Beispiel, das nicht jeder mit meinen gewählten Pronomen oder der Art, in der ich über meine Identität spreche, einverstanden sein wird. Diese Leute haben das Recht auf ihre eigene Meinung, genau wie ich das Recht habe, ihre Meinung nicht zu teilen, ohne dafür Verfolgung befürchten zu müssen.

 

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In der Gründerzeit von #GamerGate war der Hashtag #NotYourShield populär, er entstand aus einer Diskussion auf dem /v/ Board auf 4Chan und war eine Antwort auf die Behauptung von Anti-GamerGate, sie würden die Rechte von Frauen und Minderheiten verteidigen – solange diese sich dem Narrativ unterordneten. Ich schlage vor, der Welt den abstoßenden Hass zu zeigen, dem GamerGate-Unterstützer regelmäßig durch ihre Gegner ausgesetzt sind. Diese Gegner benutzen Minderheiten nicht nur als Schild, um unsere Kritik abzuwehren, sondern auch als Waffe zum Angriff auf unsere Freiheit. Sexualität, Gender, Religion und Hautfarbe spielen keine Rolle, denn wir sind #NichtEureMunition, Anti-GamerGate!


 

Dieser Blogpost erschien zuerst in englischer Sprache hier.

gamergateblog.de dankt Transye West (@senpaidesune) für die freundliche Genehmigung zur Übersetzung und Veröffentlichung.