F*** you, Extremists.

Nachdem er, entgegen seinen sonstigen Gewohnheiten einen Blick in die reddit-Kommentare zur aktuellen Episode des CoOptional-Podcast mit der Journalistin LauraKBuzz als Gast geworfen hatte, wandte sich der erfolgreiche YouTuber John Bain, besser bekannt als TotalBiscuit, in einem Soundcloud-Podcast an sein Publikum. Er sei „verdammt sauer“ und „zittere vor Wut“. Er werde Dinge sagen, die einige Leute nicht mögen würden, aber das sei ihm, gelinde gesagt, scheißegal, diese Leute würden ihn sowieso seit längerem krank machen.

Einige der Kommentare im betreffenden subreddit könne man als transphob bezeichnen. Bain sagte, er setze dieses Wort nicht leichtfertig ein, als jemand der selber schon so bezeichnet wurde, von Leuten die ihn nicht kennen und anderen, die dieses Wort wie eine Keule schwingen. Leider kämen diese Attacken, die er und die anderen Teilnehmer des Podcasts geschmacklos fanden, wohl aus seinem eigenen Publikum. „Es macht mich krank. Ich fühle mich zum Kotzen“, sagte der Entertainer, hörbar mitgenommen von den Geschehnissen.

„Diese Menschen müssen wissen, das sie nicht willkommen sind“ fuhr er fort, „Ich glaube nicht, das es auch nur entfernt eine politische Frage ist, das man Transgender-Personen wie menschliche Wesen  und mit Respekt behandeln sollte. Das ist Menschlichkeit. Das ist Anstand“. Er erwähnt in diesem Zusammenhang auch #GamerGate und macht klar, das er (im Gegensatz zu mir) keine Verquickung der Themenbereiche „Social Justice“ und „Ethik im Journalismus“ will. Er hält diese Verbindung für eine Ursache der hasserfüllten Attitüde der Kommentatoren (ich halte diese Dinge, leider, für untrennbar verbunden). Meine volle Zustimmung allerdings erhält seine Aussage, das moralische Integrität für ihn wichtiger ist als die Größe seines Publikums.

Ich brenne lieber mein eigenes Publikum nieder, als den bigotten Leuten auch nur einen Fußbreit Boden zu gewähren. Mit Freuden!

Er werde alles tun um Menschen, die andere, die mit ihm in Verbindung stehen, auf eine solche Weise angreifen aus den Reihen seiner Zuschauer zu tilgen. „Ich brauche euch nicht, ihr könnt euch, verfickt nochmal, verpissen! Geht weg!“ so der sonst so distinguierte gebürtige Brite. Das gelte besonders, wenn die Angriffe Menschen zum Ziel hätten, die „noch mehr Scheiße auf ihrem Teller haben als alle anderen“. Er wisse, dass das Konzept „Privileg“ dank der Extremisten online inzwischen ein wandelnder Witz sei. Extremisten von der Sorte, die bar jeder Ironie #killallmen twittern und behaupten Sexismus gegen Männer existiere ebenso wenig wie Rassismus gegen Weiße. Diese Extremisten seien bigott, sie hätten Vorurteile, sie seien engstirnig. Sie seien Bullies. Und trotzdem träfe es im Fall von Transgender-Personen voll zu, dass sie weniger privilegiert seien als andere. Diese Menschen kämpften für nichts mehr als ihren gerechten Platz innerhalb der Gesellschaft und in diesem Fall habe er kein Problem mit dem Kampf für eine gerechtere Gesellschaft.

Und er zieht eine interessante Verbindung: Sind es vielleicht gerade die Transphobie-Angriffe gegen ihn gewesen, die Menschen mit transphoben Tendenzen auf seinen Kanal aufmerksam gemacht haben? „Das ist wie, wenn dich jemand Rassist nennt und auf einmal mögen dich die Rassisten, weil sie denken jemand Gleichgesinntes vor sich zu haben. Das passiert, wenn du online „Stämme“ gründest. Das passiert wenn du die Extreme suchst. Das passiert wenn du dich wie ein Kult benimmst, Empörungskultur und das „Shaming“ online kombinierst“, so Bain weiter. Er rief seine Zuschauer auf, darüber zu reflektieren, ob im Umgang mit weniger privilegierten Menschen nicht deutlich mehr Rücksicht angebracht wäre. Es gehe nicht darum, sein „Privileg zu checken“, sondern darum,ein anständiges menschliches Wesen zu sein. Es gehe um Empathie, darum eine Transgender-Person zum Beispiel nicht für ihre Stimme zu kritisieren, ein Merkmal über das sie keinerlei Kontrolle habe. Jeder, der beim Gedanken an Vorgänge wie diese zumindest ein wenig Ärger verspüre, sei ihm willkommen. Für solche Menschen würde er sich bereitwillig in die Schlacht werfen, wie er es schon einige Male getan habe.

Lasst es mich extra deutlich sagen: Ich bin 100% für Transgender-Gleichberechtigung. Ich bin 100% dafür, menschliche Wesen wie menschliche Wesen zu behandeln. Einfacher kann ich es nicht sagen. Wir haben 2015 und wir sind kein Haufen Barbaren. Wer damit ein Problem hat: Der Ausgang ist links. Verschwindet. Jeder, der an den Kommentaren beteiligt war, sollte sich schämen.


 

Bis auf einen Unterschied in der strategischen Sichtweise auf #GamerGate kann ich TotalBiscuit nur 100% zustimmen. Die Moderaten auf beiden Seiten haben mehr gemeinsam, als die jeweiligen Extremisten sie glauben machen. Und wenn die Moderaten sich verständigen, fehlt den Extremen die Machtbasis. Und jeder Mensch hat Anrecht auf Respekt und Menschlichkeit. Auch ideologische Gegner.