Tag: 15. August 2015

SPJ Airplay endet mit Bombendrohung UPDATE

Update: Michael Koretzky hat über den Stream noch ein Statement abgegeben. Die Diskussion wurde im Hof eines Abbruchhauses weitergeführt, die Panelteilnehmer haben weiter diskutiert bis sie wieder ins Gebäude durften (Laut Paolo Munoz auf Twitter wird es davon eine Aufzeichnung geben). Abschließend bedankten sich Koretzky und das Technikteam bei den Helfern und Besuchern, der Organisator betont noch einmal die konstruktiven Elemente des Tages wie den Plan, eine Liste von Ansprechpartnern für Journalisten aufzustellen, die an #GG interessiert sind. Er stellt eine Weiterführung des Projekts zu einem späteren Zeitpunkt in Aussicht, auch wenn er sich nicht als zwingend beteiligt sieht.

 

25 Minuten vor Ende des zweiten Teils der SPJ Airplay Konferenz in Miami gab es plötzlich hektische Betriebsamkeit im Livestream. Offenbar wurden alle Anwesenden gebeten zügig den Raum zu verlassen. Minuten später bestätigt sich der Verdacht, den wohl viele Zuschauer im ersten Moment hatten: Es gab nicht nur eine, sondern mehrere Bombendrohungen. Alle Anwesenden wurden evakuiert, Polizei und Feuerwehr sind vor Ort und untersuchen das Koubek-Center im Stadtteil Little Havanna. Es gibt noch keine näheren Informationen zu den Vorgängen, nach Gerüchten wurde die Drohung, die zur Evakuierung führte, telefonisch einer Zeitung und der Polizei in Miami übermittelt.

Da die Untersuchung andauert, ist eine Wiederaufnahme der Konferenz nicht möglich. In einem spontanen Periscope-Stream aus der Wartezone für die Evakuierten versprach Entwickler Derek Smart allerdings einen Stream von der folgenden Party.

Zu den Geschehnissen rund um Airplay werden in den nächsten Tagen weitere Artikel auf gamergateblog.de erscheinen!

Worte verlieren ihre Bedeutung

Teil 1 – ‚Rassist‘

Ringen um Deutungshohheit

In dieser Artikelserie werde ich Begriffe behandeln, die in der Diskussion rund um #GamerGate  ihre Bedeutung zu verlieren drohen. Sollten die Neudefinitionen der progressiven Cliquen in San Francisco und anderswo in unserer Sprache Fuß fassen, sehe ich schwarz für den offenen Diskurs. Nicht nur im Netz sondern auch in akademischen Zirkeln und den Medien.

In einer Weise hat sich die Weltsicht der Partei am erfolgreichsten bei den Menschen verfestigt, die nicht in der Lage sind, sie zu verstehen.

George Orwell, 1984

Es bedeutet nicht das, was du denkst Schatz!

Rassist. Ein schönes Schimpfwort, es beleidigt nicht nur den Empfänger, sondern gibt dem Sender die Genugtuung, ein besserer Mensch als sein Gegenüber zu sein. In meiner Jugend waren Rassisten entweder alte Männer mit unveränderlichen Vorurteilen oder kahl rasierte Idioten in Bomberjacken. Die Gegner der Ideen, für die #GamerGate steht, haben leider nicht die gleichen Definitionen wie ich oder auch der geneigte Leser vor Augen, wenn sie von Rassisten sprechen.

Ihre Definition ähnelt eher dieser hier, festgelegt in einem Papier des ‚Büros für die Unterweisung der vor Ort wohnenden Studenten zum Zwecke der Förderung der Diversität im Uni-Leben‘ an der Walter Ulbricht Univer… Universität von Delaware von 2007.

RASSIST: Ein Rassist ist jeder der auf Grund seiner Rasse durch ein (rassistisches) System weißer Überlegenheit sowohl privilegiert als auch sozialsiert wird. Dieser Ausdruck lässt sich auf alle weißen Menschen (also Menschen europäischer Herkunft) in den Vereinigten Staaten anwenden, weder Klasse, Gender, Religion, Kultur noch Sexualität spielen dabei eine Rolle. Nach dieser Definition können also Menschen anderer Hautfarbe keine Rassisten sein, denn ihnen fehlt als Bürger innerhalb des Systems der USA die Macht um ihren Vorurteilen, Feindseligkeiten oder ihren Akten der Diskriminierung Nachdruck zu verleihen (Dies steht nicht der Tatsache entgegen, dass solche Vorurteile, Feindseligkeiten oder Akte der Wut oder Diskriminierung existieren.)

NICHT-RASSIST: Ein Unwort. Der Begriff wurde von Weißen geschaffen um ihre Verantwortung für den systemischen Rassismus zu ignorieren, um im Angesicht rassistisch motivierter Unterdrückung eine Aura der Unschuld zu erhalten und um die Verantwortung für diese Unterdrückung den Menschen anderer Hautfarbe zuzuschieben (man nennt das ‚dem Opfer die Schuld geben‘). Die Verantwortung für die Weiterführung und Legitimierung eines rassistischen Systems liegt bei jenen, die es aktiv am Laufen halten und bei denen, die sich weigern es herauszufordern. Schweigen ist Zustimmung.

Wie soll bei so extrem abweichenden Definitionen ein Dialog möglich sein? Ein Großteil meiner Leser dürfte weiß sein, weil er oder sie nicht nur ein ‚Mensch europäischer Herkunft‘ ist sondern meist sogar dort leben dürfte. Ergo wäre mein geneigter Leser also mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Rassist, folgte ich dieser kruden Theorie.  Ein wenig kafkaesk ist das schon – nur auf Grund meiner Hautfarbe und der Umstände meiner Geburt bin ich also ein Rassist? Was ist wenn ich einfach sage: ‚Ich gehöre keiner Rasse an, ich bin über 10.000 Jahre alt, meine Name ist Mensch?

Haben Sie jemals eine wohlmeinende weiße Person sagen hören: ‚Ich gehöre keiner Rasse an, nur der menschlichen Rasse‘? Normalerweise möchte sie damit ausdrücken, das sie rassistischen Kategorisierungen nicht fördern will, indem sie ihr ‚Weiß-sein‘ nicht zur Kenntnis nimmt. Damit versucht sie der Verantwortung zu entkommen, die sie durch ihre Beteiligung an einem System auf sich geladen hat, welches auf weißer Überlegenheit basiert.

(alle Beispiele auf Seite 3 des Dokuments)

Ach so. Na dann. Dann halt nicht. Ich werde dann aber in Zukunft auch jedes ‚Rassist‘ aus dieser Ecke ignorieren und das sollten Sie, lieber Leser, auch tun. Es bedeutet für diese Menschen etwas ganz anderes, als für uns Unwissende „auf der falschen Seite der Geschichte“. Wenn Sie also in Zukunft jemand Progressives mit bunten Haaren einen ‚Rassisten‘ nennt, will derjenige damit eigentlich nur ausdrücken, dass sie von verdächtig weißer Hautfarbe sind und nicht etwa das sie rückständige, dumme, ausländerfeindliche Gedanken hegen.

Die deutschen Journalisten, welche die Rassismus-Vorwürfe gegen #GamerGate ungefiltert und ungeprüft aus den englischsprachigen Medien (die zu nicht unerheblichen Teil wegen ethischer Verfehlungen ins Visier von #GG geraten sind) übernehmen, sollten in Zukunft einen kritischeren Blick auf ihre Quellen richten. Einer nordkoreanischen Zeitung glaubt doch auch niemand, wenn sie von ‚Systemschädlingen‘ schreibt, warum also werden die Definitionen in diesem Fall nicht hinterfragt? Faulheit? Stillschweigende Befürwortung des Neusprech?

Ich erinnere mich da an eine ganze Gruppe Journalisten, die mir das Motto ‚Wenn alle Menschen Gamer sind, ist es keiner‘ wie sauer Bier verkaufen wollten. Jetzt würde ich es nehmen, ich tausche es gegen ein ‚Wenn alle Weißen Rassisten sind, ist es keiner‘, das hab ich doppelt.

Link zur Bildlizenz (Titelbild George Orwell)

 

 

Was ist GamerGate?

Versuch einer Einführung

Eine Frage, tausend Antworten. GamerGate ist eine Hassbewegung . GamerGate ist ein Hashtag. GamerGate ist eine Konsumentenrevolte. GamerGate ist rechts. GamerGate ist links. GamerGate ist zu Ende. GamerGate hört niemals auf. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

Fest steht, dass unter dem Hashtag Gamergate seit einem Jahr eine Schlammschlacht tobt. Glaubt man den Medien, sind dort Beleidigungen und Todesdrohungen an der Tagesordnung. Glaubt man den Unterstützern der Konsumentenrevolte geht es vor allem um die Liebe zum Medium Videospiel. Die Fronten sind festgefahren, die Feindbilder schwarz/weiß und scheinbar unabänderlich. Twitteruser finden sich unversehens auf Blocklisten wieder, Trolle legen rote Heringe und Köder aus, findige Geschäftemacher drucken T-Shirts und schreiben Bücher. Für Außenstehende scheint das Durcheinander unentwirrbar zumal die Zuverlässigkeit der Quellen der jeweiligen Gegenseite regelmäßig von beiden Parteien angezweifelt wird.

Die nächste Frage ist dann meist: Wie ist es dazu gekommen? Auch hier gehen die Meinungen auseinander, eine Analyse würde den bescheidenen Rahmen dieser kurzen Einführung sprengen, aber da mich diese Frage sehr interessiert, werde ich ihr sicher noch den ein oder anderen Post widmen. Das Video ‚#GamerGate in 60 Sekunden‘ (die Übersetzung hat netterweise OldGamer erledigt) stammt aus der Frühzeit des Konflikts, das englische Original vom Youtuber LeoPirate erschien am 05. Oktober 2014.

Hier wird die Entstehung des Konflikts von Seiten der GamerGate Unterstützer beleuchtet: Zoe Quinn, eine Spieledesignerin wird von ihrem Ex beschuldigt, mit verschiedenen Personen aus der Spielebranche geschlafen zu haben, darunter mindestens ein Journalist von Kotaku. Spieler in Foren, auf 4chan und reddit vermuten einen Tausch Sex gegen Öffentlichkeitsarbeit. Die Diskussion darüber wird weitgehend unterdrückt und zensiert, der Streisand-Effekt setzt ein und aus den Diskussionen wird eine Revolte gegen die Journalisten und BoardMods, die steif und fest behaupten, es gäbe nichts zu sehen und die Kundschaft möge doch bitte einfach weiterspielen. Die ‚Kulturkritikerin‘ Anita Sarkeesian veröffentlicht mitten in diesem Chaos eine weitere Folge ihrer Serie ‚Tropes vs. Women in Video Games‘, in der traditionell das ‚Patriarchat‘ an allem schlechten in Videospielen schuld ist. Sie bewirkt dass auch sie ins Fadenkreuz der sowieso schon extrem gereizten Gamer gerät, eine Taktik die ihr schon bei ihrem ursprünglichen Kickstarter zu enormer Öffentlichkeit (und somit zu 160.000$) verholfen hat. Von beiden Seiten der Diskussion kommen Drohungen und Beleidigungen. Am 27. August 2014 gibt der Schauspieler Adam Baldwin (Full Metal Jacket, Firefly) dem Kind auf Twitter einen traditionellen amerikanischen Namen: #GamerGate.


 


Die Eskalation

Was folgt, würde ich selbst als den Kristallisationspunkt bezeichnen, den Punkt an dem aus einer Meute verärgerter Spieler und Leser eine offene Konsumentenrevolte wurde: Als hätten die Redakteure sich abgesprochen erscheinen im Laufe des 28. Augusts 2014 und in den folgenden Tagen nicht weniger als sechzehn Artikel auf führenden Gaming-Webseiten in den USA und Großbritannien. Sie haben alle eines gemeinsam: Sie verkünden das Ende des Begriffs ‚Gamer‘ wie wir ihn kennen und verstehen (eine Person die sich leidenschaftlich mit Computerspielen auseinandersetzt). Sie sprechen vom Tod einer Identität, jetzt da selbst Hausfrauen CandyCrush spielen ist ihrer Meinung nach jeder ein Gamer und es gibt keinen Grund mehr für die Industrie (und die Spielepresse) sich weiterhin an den Interessen ihrer Stammkundschaft zu orientieren.

Und diese Stammkunden kennen die Journalisten hinter den Artikeln offenbar ganz genau. Leigh Alexander (damals noch Redakteurin bei Gamasutra) schreibt:

‚Gamer‘ ist nicht nur ein überholtes demografisches Label, dass die meisten Menschen immer seltener zu verwenden bereit sind. Gamer sind Geschichte. Deshalb sind sie so wütend. Diese stumpfsinnigen Kackschleudern, diese jammernden Hyper-Konsumenten, diese kindischen Internet-Streithähne – sie sind nicht mein Publikum. Sie müssen auch nicht euer Publikum sein. Es gibt [in diesem Streit] keine Seite zu wählen. Es gibt keinen Grund für eine Debatte.

Der in vielen anderen Artikeln zitierte Essay ‚The End of Gamers‘ von Dan Golding geht noch einen Schritt weiter und beschreibt das Ende der Gamer-Identität wie die Folge eines lang angelegten Prozesses:

Die letzten Wochen stellen deshalb den Moment dar, in denen die Gamer ihre eigene Bedeutungslosigkeit begriffen haben. Dieser kalte Wind hat sich schon lange angekündigt und war der Rahmen für zunehmend bösartige Vorfälle entlang des Weges. Videospiele haben nun in der Populärkultur einen Einfluss der nur ohne Gamer möglich ist.

Er ist es auch, der den Gedanken, GamerGate habe Zoe Quinn und Anita Sarkeesian einzig und allein als ‚Ziele‘ gewählt weil sie Frauen sind, als Eckpunkt der Argumentation festlegt.

Die hysterischen Anfälle jener, die sich als das eingefleischte Herz der Gamerkultur sehen, können oberflächlich betrachtet als Kreuzzug für journalistische Integrität oder eine Verteidigung gegen Unwahrheiten gesehen werden. Zusammen mit einer Mischung aus Hass auf Frauen und etwas Bigotterie ist es in Wirklichkeit ein Versuch die Vorherrschaft zu wahren. Lassen wir uns nicht täuschen; Dies ist Machtausübung im Namen der (männlichen) Gamer-Orthodoxie – einer Orthodoxie die bereits begonnen hat zu verschwinden.

Die Spieler sind geschockt. In den letzten Jahren hatte es eine schleichende Entfremdung zwischen den Spielejournalisten im englischsprachigen Raum und ihrem Publikum gegeben, aber ein so offene Feindseligkeit, gespickt mit Beleidigungen und Stereotypen hatte die Community nicht erwartet. Auf beiden Seiten werden Gräben ausgehoben und Geschütze in Stellung gebracht.  In den ihnen verbliebenen Foren planen die Gamer die Email-Kampagne ‚Disrespectful Nod‘, die sich zum Ziel gesetzt hat die Anzeigenkunden der beteiligten Webseiten darauf hinzuweisen, wie wenig konsumentenfreundlich sich deren Redakteure verhalten. Die Gegenseite ist damit beschäftigt den Konflikt endgültig mit dem Ansatz des intersektionellen Feminismus zu vermischen: Wer Probleme mit Frauen hat ist ergo auch Rassist, homophob, transphob und allgemein ‚auf der falschen Seite der Geschichte‘.

#GamerGate Unterstützer helfen maßgeblich dabei, 70.000$ für ein Projekt aufzutreiben, das es Frauen ermöglicht ihre Idee für ein Videospiel mit einem Team aus weiblichen Programmierern umzusetzen – die Gegenseite nennt so etwas ‚Weaponized Charity‘ – Wohltätigkeit als Waffe. Es gibt eine Bombendrohung gegen Anita Sarkeesian, die als weiterer Beweis für die Skrupellosigkeit der ‚Goobergobber‘ herhalten muss, auch wenn die Polizei in Utah  sie als ’nicht glaubwürdig‘ bezeichnet und es keine beweisbare Verbindung zum Hashtag gibt. Frauen, Minderheiten und Gamer aus dem LGBTQ-Spektrum (Lesbian Gay Trans Queer) rufen #NotYourShield ins Leben, um zu zeigen, dass auch sie Gamer sind und sich von den Journalisten nicht totschweigen oder eben als Schutzschild missbrauchen lassen wollen. Die Gegenseite nennt sie ‚Sockenpuppen‘ und versucht selbst Fotobeweise wegzudiskutieren.  Zoe Quinn muss nach eigenen Angaben das Land verlassen um der Bedrohung durch gewaltbereite Gamer zu entgehen, von Oktober bis Jahresende ‚flieht‘ sie nach Europa. Wie sie es bereits im August 2014, einen Monat vor GamerGate angekündigt hatte. Die Feministin C.H. Sommers schlägt sich auf die Seite der Gamer und wird prompt als ‚Vergewaltigungsverharmloserin‘ und ‚Konservative‘ (offenbar ein schlimmes Schimpfwort in progressiven Kreisen) bezeichnet. Die Krimiserie ‚Law & Order: SVU‘ verarbeitet die Kontroverse zu einem reißerischen Spektakel in dem IceT sein letztes bisschen Würde verliert – die Medien berichten als wäre es ein Tatsachenbericht.  Anita Sarkeesian verknüpft ‚toxische Maskulinität‘, eine Schulschießerei mit Toten und #GamerGate  – niemand in der Presse scheint es zu wagen dieser merkwürdigen Verquickung zu widersprechen, die direkt aus dem Mund von Jack Thompson stammen könnte. Der ehemalige Rechtsanwalt hatte in den Neunzigern versucht, gewalttätige Spiele vom Markt zu klagen um ‚die Kinder‘ zu schützen .

Trotz aller Widersprüche im Auftreten ihrer Gegner, trotz ihrer offensichtlich totalitären Ansätze bleiben die Medien den Unterstützern der Konsumentenrevolte weitgehend verschlossen. In Deutschland schreiben die Medien, wenn das Thema überhaupt aufgegriffen wird, zumeist hemmungslos bei den amerikanischen Kollegen ab, scheinbar ohne auch nur einen Finger für die Recherche krumm zu machen. Andre Peschke von Gamestar konstatiert, GamerGate ‚drifte in den Wahnsinn ab‘, die ZDF heute Redaktion titelt zur Gamescom ‚Mach mir ein Sandwich, Schlampe‚, die TAZ sieht ‚misogyne Trolle, die verbal Amok laufen‘ am Werk und kriegt so auch noch schnell das Klischee vom Amok laufenden Gamer unter. Darüber das eine ganze Anzahl der Seiten, die wegen nicht ganz sauberer journalistischer Praktiken ins Gerede gekommen waren (unter anderem kam heraus, dass sich Journalisten und Indie-Entwickler gegenseitig finanziell unterstützten) ihre Ethikrichtlinien geändert haben, habe ich hierzulande kein Wort gelesen.

Ägyptisches Tor am Set von 'Rome'. Foto: gamergateblog.de

Ägyptisches Tor am Set von ‚Rome‘. Foto: gamergateblog.de

Es geht um mehr als Spiele

In meinen Augen ist #GamerGate eine Konsumentenrevolte, die sich gegen eine Presse richtet, die für ideologische Fleißkärtchen ihr eigenes Publikum verraten hat und gegen die feindliche Übernahme ihrer Subkultur durch progressive, reiche, weiße Mittelschichtkids, die intersektionalen Feminismus, die Segnungen der Genderforschung und Identitätspolitik unter ständigem Verweis auf das ‚Patriarchat‘ und dessen ‚Privilegien‘  in der Spielekultur verankern wollen. Ganz abgesehen davon, dass weite Bereiche des amerikanischen Konzepts von schwarz und weiß überhaupt nicht auf europäische Verhältnisse übertragbar sind, mutet es grotesk an, wenn sich ein polnischer Entwickler von amerikanischen Journalisten belehren lassen muss, dass sein Rollenspiel dringend Menschen mit schwarzer Hautfarbe braucht. Und das #GamerGate-Unterstützer Frauen hassen oder sie nicht ‚in ihrem Hobby haben wollen‘ beißt sich mit der Tatsache, dass eine Menge Frauen Unterstützer des Hashtags sind, auch wenn die Progressiven natürlich sofort ‚internalisierten Frauenhass‘ bei den bedauernswerten Geschöpfen diagnostizieren (oder sie gleich rassistisch beleidigen). Sollte #GamerGate wirklich eine Hasskampagne sein, machen sie ihre Sache nicht wirklich gut.

Diese selbstgerechten, selbsternannten Weltverbesserer, von den Unterstützern des Hashtags ‚Social Justice Warriors‘ oder kurz ‚SJW‘ (‚Krieger für soziale Gerechtigkeit‘, im Deutschen von der Bedeutung her vergleichbar mit ‚Salonmarxisten‘) genannt, haben schon eine ganze Reihe Subkulturen heimgesucht. Wie ein Heuschreckenschwarm stürzen sie sich auf eine Idee, die viele Menschen anspricht und beginnen die Umstände für jeden, der nicht genau ihrer Meinung ist unerträglich zu machen.  Haben sie die Moderaten erst einmal rausgedrängt, folgt die vollständige Übernahme der Bewegung. Leider ist es in den seltensten Fällen gelungen, die so geschaffene Zombie-Kultur am Leben zu halten, traurige Beispiele sind die Occupy-Wallstreet-Bewegung (ist zwar Satire aber die Vertreter von Occupy sind echt) und hierzulande die Piratenpartei. Die Videospieler haben sich nicht überrumpeln lassen und leisten Widerstand, frei nach dem Vorbild eines kleinen, gallischen Dorfes. Und ich hoffe, dass dieses Beispiel anderen Bereichen der Gesellschaft Mut macht, gegen diese neuen Puritaner aufzustehen und sich den Spaß am Leben und an der Kunst nicht verderben zu lassen.

 


 

 

 

 

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